Florian Lutz, Regisseur

Orfeo ed Euridice

von Christoph Willibald Gluck

Kontakt
Biografie

2014
Tannhäuser
Theater Lübeck
Liebeswahn
Händelfestspiele Halle
Médée
Theater Bielefeld

2013
Nocturno
Theater Bonn, Bundeskunsthalle
Die Dummheit
Theater Regensburg

2012
Norma
Theater Bonn
NaturNotizen
Frankfurt LAB

2011
Così fan tutte
Anhaltisches Theater Dessau
Hoffmanns Erzählungen
HAU1 Berlin

2010
Carmen
Theater Bonn
playZero
Festspielhaus St. Pölten
Lucia di Lammermoor
Staatstheater Braunschweig

2009
Die arabische Nacht
Oper Halle
Des Landes verwiesen
Theater Bonn
Helges Leben
Theater Bielefeld

2008
Lohengrin
Bühnen der Stadt Gera

2007
Strangers
HAU 1 Berlin

2006
Orfeo ed Euridice
Bühnen der Stadt Gera

2005
Gelegenheit macht Diebe
Saalbau Neukölln Berlin
Die gelbe Prinzessin
Neuköllner Oper Berlin

2003
Die kahle Sängerin
Theaterhaus Köln

Premiere am 1. Dezember 2006 an den Bühnen der Stadt Gera
Musikalische Leitung: Bernhard Ott
Regie: Florian Lutz
Bühnenbild: Wolfgang Reuter
Kostüme: Franziska Harbort
Tanz und Choreografie: Norbert Pape
Fotos
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Leipziger Volkszeitung, 05.12.2006, Peter Korfmacher
… Weil Regisseur Florian Lutz den Mythos Mythos sein lässt und eine sehr diesseitige Geschichte erzählt: Orpheus ist Dirigent, Euridice hat ihn sitzen lassen, und auf der Suche nach der Verflossenen durchwandert der Musiker die Abgründe von Drogen und Sex. Am Schluss ist das von Gluck ohnehin wenig geschmeidig angepappte Happy-End nur ein Traum – aber nicht Euridice liegt tot am Boden, Orpheus hat sein Leben ausgehaucht…
… Dieser Ansatz funktioniert prächtig, trägt gekonnt den etwas steifen Text des Ranieri de Calzabigi, respektiert die Musik, spricht sinnlich an, reizt bisweilen gar zum Lachen – und beweist, was Theater kann, wenn man es auch in der Oper ernst nimmt. Die eineinhalb Stunden ohne Pausen ziehen ihre Wirkung auch aus der bemerkenswerten Bühnenpräsenz der Hauptdarsteller: Gerlinde Illich gibt den Orfeo ohne Hosenrollen-Peinlichkeit, und wo die Frau im Mann nicht mehr weiter weiß, hilft Tänzer Norbert Pape aus. Franziska Rauch hält als sinnlich verletzbare Euridice dagegen, Katrin Strocka ist ein kokettes Amor-Luder …
… Großes Theater mit großen Einfällen, wenig Aufwand und bisweilen hinreißend anarchischen Übertiteln. Jubel über Jubel – und für den Hausherrn Matthias Oldag eine schöne Bestätigung seines Kurses und Spielplan-Mixes.

Thüringer Landeszeitung, 05.12.2006, Dr. Katharina Hofmann
… Florian Lutz erzählt die Orpheus-Geschichte erfrischend zeitgemäß: Sie verlässt ihn, er läuft ihr nach, es gelingt ihm aber nicht, sie zu einer gemeinsamen Zukunft zu überreden (er darf sie ja nicht ansehen!), er sieht sie an und verliert sie erneut, er nimmt sich das Leben. Ein raffinierter Regie-Einfall ist die Ergänzung eines Orpheus-Doppelgängers in Gestalt des sehr ausdrucksstark tanzenden Norbert Pape. Durch seinen Tanz - eigene Choreographie - werden Glucks Ballett-Einlagen und auch die heutzutage eher farblos wirkende Ouvertüre visuell aufgewertet… Trotz der Kürze der Oper (anderthalb Stunden ohne Pause) und der Beschränktheit des Raumes ein vollständiger Operngenuss.

Ostthüringer Zeitung, 04.12.2006, Dr. Tatjana Böhme-Mehner
Barockoper? Stinklangweilig, endlos, handlungsarm! Das mögen die gängigen Vorstellungen sein, die man mit dem Stichwort verbindet. Hundertfach bestätigt - mal musikalisch besser, mal schlechter. Doch nun kratzt da einer am Image. Und alles ist ganz anders. Da wird „Orfeo ed Euridice“ zum spannenden Psychokrimi um Beziehungen und Scheinbeziehungen. Die Bühne am Park Gera zeigt sich damit auf dem Weg zur Heimstatt anspruchsvollen Musiktheaters, das über das Kammerformat weit hinausgeht. Regie-Newcomer Florian Lutz ist verantwortlich für kurzweilige eineinhalb Stunden. Unterhaltsam und witzig, trotzdem dann und wann ebenso beklemmend ist das, was hier geschieht - scheinbar sehr konkret, heutig und dennoch überhöht, gekonnt künstlerisch stilisiert…
… Florian Lutz macht aus Glucks locker gefügtem Opernwerk eine stringente Story, bei der nichts dem Zufall überlassen ist; und die trotzdem nichts anderes ist als „Orfeo ed Euridice“. Wunderbar ist die Liebe zum Detail - und da wird Glucks „Orfeo“ zu etwas, was er genremäßig eigentlich gar nichts ist: zu einer Choroper. Das ist gelungen. Der Chor des Theaters klingt nicht nur so hervorragend wie in letzter Zeit meistens, sondern was hier gespielt wird, hat Klasse. Überall auf der Bühne geschieht etwas, was nicht vom eigentlichen Faden ablenkt, aber zur Stimmigkeit des Ganzen unabdingbar ist. Wir begegnen irren Typen, unaufdringlichen Karikaturen… Und auch zur zweiten Premiere am Samstag nahm ein neugieriges und offenes Publikum das Schöne, Provokante, eben einfach Überzeugende begeistert an.